Explosionsschutz in IVECO Fahrzeugwerkstätten im Hinblick auf moderne Gasmotoren

Die anhaltende gesellschaftliche Debatte zum Thema Klimaschutz und dem daraus resultierenden allgemeinen Anspruch zur Reduktion der CO2-Emissionen hat auch vor dem Güterverkehr nicht Halt gemacht. Dem Güterverkehr auf der Strasse mittels schwerer Nutzfahrzeuge kommt hierbei aufgrund des Lastprofils eine besondere Bedeutung bei. Im Gegensatz zu leichten Fahrzeugen, die täglich nur kurze Distanzen zurücklegen, können schwere Nutzfahrzeuge aufgrund der besonderen Anforderungen an Last und Distanz auf absehbare Zeit nicht wirtschaftlich mit Elektroantrieben betrieben werden.

Eine heute bereits zur Verfügung stehende Alternative zum bisher verwendeten Dieselantrieb sind Fahrzeuge mit modernen Gasantriebskonzepten. Hierbei werden gasförmige Treibstoffe wie Erdgas, Autogas oder Wasserstoff eingesetzt. Dabei kann der Treibstoff im gasförmigen Aggregatzustand unter hohem Druck stehend (CNG oder Wasserstoff), im flüssigen Aggregatzustand unter hohem Druck stehend (LPG) oder im flüssigen Aggregatzustand bei tiefen Temperaturen (LNG) im Fahrzeugtank vorgehalten werden.

Die hohe volumenbezogene Energiedichte von LNG führt im Vergleich zu allen anderen gasbasierten Treibstoffen zu wirtschaftlichen Vorteilen, da hiermit Reichweiten und Frachtkapazitäten erreicht werden, die mit dem heutigen Standard Diesel konkurrieren. Mit Wasserstoffantriebskonzepten wird heute bereits ebenfalls experimentiert, die Wirtschaftlichkeit wird aber noch viele Jahre auf sich warten lassen, da es sich hierbei aufgrund der grossen Herausforderungen beim Transport und bei der Lagerung von Wasserstoff um eine sehr kostenintensive Technologie handelt. Weiterhin übersteigen auch die Kosten pro mit Wasserstoff gefahrenen Kilometer diejenigen von Erdgas oder Diesel um ein Vielfaches, da die Produktion von Wasserstoff ebenfalls sehr kostenintensiv ist.

Unabhängig davon welches Gasantriebskonzept sich durchsetzt oder ob in Zukunft mehrere Antriebskonzepte parallel existieren, müssen die Betreiber von Werkstätten ihren gesetzlichen Pflichten hinsichtlich der Arbeitssicherheit nachkommen. IVECO, als der technologisch führende Anbieter von LNG-Nutzfahrzeugen, hat als erster Werkstattbetreiber in der Schweiz diese Notwendigkeit erkannt und alle Schritte unternommen, um die Arbeitssicherheit in den Werkstätten sicherzustellen und für die Werkstattbetreiber Rechtssicherheit herzustellen.

Die IVECO (Schweiz) AG hat daher das Technologie- und Engineeringunternehmen HINE beauftragt, die aus den gasförmigen Treibstoffen hervorgehenden Gefährdungen zu Erkennen und die Risiken im Betrieb zur Steigerung der Arbeitssicherheit zu minimieren. Die Ingenieure der HINE haben vertiefte Kenntnisse im Explosionsschutz und sind zudem Experten in der Kryotechnik. Dadurch sind sie in der Lage die Gefährdungen, die von LNG und den anderen gasförmigen Treibstoffen ausgehen, zu erkennen, zu bewerten und Massnahmen zur Reduktion von Risiken zu bestimmen und darüber hinaus alle dokumentarischen Anforderungen der ATEX-Richtlinien zu erfüllen.

Im gemeinsamen Projekt hat die HINE für IVECO das in der Schweiz gesetzlich geforderte Explosionsschutzdokument erstellt. Das Explosionsschutzdokument enthält eine Gefährdungsbeurteilung, in der die Gefährdungen durch gefährliche explosionsfähige Gemische in Fahrzeugwerkstätten besonders ausgewiesen werden. Zur Minderung der durch die Gastreibstoffe verursachten Risiken im Betrieb wurden in enger Zusammenarbeit mit der SUVA Explosionsschutzmassnahmen definiert. Die SUVA, gemeinsam mit den kantonalen Arbeitsinspektoraten, ist in der Schweiz für die Durchsetzung der in nationales Recht umgesetzten ATEX-Richtlinien verantwortlich.

Beispielsweise wird in jeder IVECO-Fahrzeugwerkstatt ein dedizierter Bereich für Arbeiten an Gasfahrzeugen definiert, in dem eine kontinuierliche Überwachung explosionsfähiger Atmosphäre durch eine feste Gasmeldeanlage stattfindet. Weiterhin werden verschiedenste Massnahmen zur Vermeidung von Zündquellen im gesamten Werkstattbereich umgesetzt. Die definierten Massnahmen beinhalten auch die Schulung von qualifizierten Werkstattmitarbeitern. Durch die Umsetzung der festgelegten Massnahmen wird die Steigerung der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes in den IVECO Werkstätten weit über das gesetzlich geforderte Minimum erhöht. Die definierten Massnahmen werden derzeit in den betriebseigenen Werkstätten der IVECO (Schweiz) AG implementiert.

Nach der Begleitung des Zulassungsverfahrens für die ersten drei LNG Tankstellen in der Schweiz hat die HINE mit IVECO einen weiteren Grundstein zur Etablierung von Gastreibstoffen in der Schweiz gelegt. Im nächsten Schritt werden die definierten Explosionsschutzmassnahmen mit der Unterstützung der HINE auch im Netz der IVECO Partnerwerkstätten umgesetzt. Dadurch wird Transport- und Logistikunternehmen bereits ab heute die nötige Infrastruktur, die für die Nutzung von Nutzfahrzeugen im Fernverkehr notwendig ist, flächendeckend zur Verfügung gestellt.